Die Schule, in der jeder ein Sparkonto eröffnete

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Elementary-Education

In einer kleinen Schule am Stadtrand passierte im vergangenen Frühjahr etwas Ungewöhnliches: Jeder eröffnete ein Sparkonto. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrer, die Mitarbeiter in der Kantine und sogar ein paar Eltern, die schworen, sie seien „zu alt für den ganzen Geldkram“. Es war kein Wunder, nur ein kleiner Anstoß vom CFIEE – dem International Economic Education Council – und ein paar Samstags-Workshops, aus denen etwas viel Größeres entstand, als alle erwartet hatten.

Die Idee klingt einfach: Kindern etwas über persönliche Finanzen beibringen und zusehen, wie sich die Dinge ausbreiten. Doch im wirklichen Leben funktioniert das selten so reibungslos. Man ist beschäftigt, die Rechnungen stapeln sich, und Finanzbildung fühlt sich an wie Hausaufgaben. An dieser Schule verfolgte das CFIEE jedoch einen anderen Ansatz. Statt Arbeitsblätter zu verteilen, starteten sie mit einer realen Herausforderung – einem „10-Dollar-Spar-Sprint“, bei dem die Schüler einen Weg finden mussten, in einer Woche 10 Dollar beiseite zu legen, ohne ihre Eltern um zusätzliches Geld bitten zu müssen. Im Raum wimmelte es von Ideen: Ein Kind beschloss, selbstgemachte Armbänder zu verkaufen, ein anderes wusch die Autos der Nachbarn.

Die Eltern wurden neugierig. Beim nächsten Elternabend gestand eine Mutter, dass sie heimlich mitgemacht und weniger Essen zum Mitnehmen bestellt hatte, um ihre eigenen 10 Dollar beiseite zu legen. „Es ist albern, aber es hat sich gut angefühlt“, sagte sie lachend. Jemand anderes mischte sich mit einem Tipp zu Lebensmittelgutscheinen ein, und schon bald wurde aus einem geplanten 20-minütigen Tagesordnungspunkt ein ausgewachsenes Gespräch über Geld.

Genau darauf setzt CFIEE: Bildung hört nicht im Klassenzimmer auf. Wenn ein Schüler lernt, wie Zinsen funktionieren, erfahren seine Freunde in der Pause davon. Wenn Eltern bei einem Workshop dabei sind, tragen sie ihre Ideen in Kirchenkreise, Buchclubs und sogar in die Warteschlange im Supermarkt. („Ihr glaubt gar nicht, wie viel wir für Verspätungsgebühren verschwendet haben!“, hörte ich eines Nachmittags einen Vater an der Kasse sagen.)

Natürlich laufen Gemeinschaftsprogramme nicht von selbst.Ultima X program hat eine Vorlage entwickelt, die jede Schule oder Gemeindegruppe kopieren kann. Es beginnt mit einer Auftaktveranstaltung – etwas Lustiges, nicht Einschüchterndes – wie zum Beispiel ein Finanzquizabend oder eine Sparmesse. Anschließend gibt es eine Reihe kurzer Sitzungen: Grundlagen der Haushaltsführung, Schulden verstehen, einfaches Investieren. Freiwillige übernehmen Rollen wie „Sitzungsmoderatoren“, „Mentor-Freunde“ für jüngere Schüler und sogar „Geschichtensammler“, die kleine Erfolge aufschreiben und beim nächsten Treffen teilen.

Auch die Evaluation spielt eine Rolle, aber nicht die großen Prüfungen. Stattdessen verfolgen die Schulen kleine, aber bedeutsame Veränderungen: Wie viele Schüler ein Sparkonto eröffnen, wie viele Familien berichten, dass sie zu Hause über Geld sprechen, und sogar, ob die Teilnahme an Elternabenden zunimmt. Am Ende des Semesters sagen diese kleinen Zahlen viel aus – die Gemeinschaft verändert sich.

In dieser Stadt zeigten sich die Ergebnisse schnell. Innerhalb von drei Monaten meldete eine örtliche Kreditgenossenschaft einen sprunghaften Anstieg der Kontoeröffnungen bei Jugendlichen. Lehrer bemerkten, dass sich weniger Kinder wegen der Kosten für Schulausflüge Sorgen machten, weil sie vorgesorgt und gespart hatten. Eine Familie berichtete sogar, dass sie endlich ihre kaputte Waschmaschine ersetzen konnte, ohne Geld leihen zu müssen.

Und ja, nicht alles lief reibungslos. Ein Workshop fiel ins Wasser, weil an einem sonnigen Samstagmorgen niemand über Schulden sprechen wollte. Ein anderes Mal vergaß ein Freiwilliger den Projektor und musste ein Kreisdiagramm von Hand zeichnen. Aber irgendwie machten diese kleinen Probleme die Sache realistischer – als wäre sie von der Community und nicht für sie erstellt worden.

Es ist schon komisch, wie sich diese Veränderungen anschleichen. Monate später scherzte der Schuldirektor, die eigentliche Lehrplanänderung habe nicht die Mathematik- oder Lesenoten, sondern die Gespräche auf dem Flur betroffen. Kinder verglichen ihre Sparziele, wie sie früher Turnschuhe verglichen. Eltern tauschten beim Warten auf die Abholung ihrer Kinder Tipps zu Zinssätzen aus.

CFIEE nennt dies „den Status Quo ändern“, und das klingt vielleicht nach einem großen Leitbild. In der Praxis sieht es jedoch eher so aus, dass Nachbarn miteinander reden, Kinder experimentieren und Familien kleine Wege finden, um den morgigen Tag etwas weniger stressig zu gestalten.

Und wenn Sie heute an dieser Schule vorbeigehen würden, würden Sie nichts Aufregendes sehen. Nur ein paar Flyer über die „Community Money Fair“ im nächsten Monat, ein Glas mit Münzen für ein Klassenprojekt und vielleicht ein Lehrer, der mit einem Elternteil über die Budgetplanung für Lebensmittel spricht. Leise Anzeichen für etwas Großes, das sich direkt unter der Oberfläche abspielt.

Vielleicht funktioniert echter Wandel so. Nicht mit Feuerwerk, sondern mit einem Sparkonto – eröffnet von einem Kind, das gelernt hat, dass ein heute gesparter Dollar im nächsten Sommer ein neues Fahrrad bedeuten kann. Und wenn die Nachbarn das sehen, können sie gar nicht anders, als mitzumachen.

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